Teil 1 „Ein neues Ich erwacht…“
Kennst du das, du stehst morgens auf, deine Schlafqualität liess zu wünschen übrig und doch du bist guter Dinge? Die gewohnte Morgenroutine geht entspannt „über die Bühne“, doch dann ziehst du deine Lieblingsjeans an und du kriegst sie kaum über die Mitte deiner Oberschenkel. Innerhalb der letzten 30-60 min. hat sich dein Körper wie ein „Marshmallow Männchen“ mit Wasser gefüllt – nicht nur die Beine… Deine Stimmung hat plötzlich von ausgeglichen auf „kratzbürstig“ umgeschlagen und dein Bauch hat einen Umfang erhalten, als ob du erneut schwanger geworden bist. Dem nicht genug! An einem anderen Arbeitstag, das gleiche Spiel, doch der „Einsatz“ erhöht sich: In einer Teamsitzung und trotz kühlen Temperaturen ist dein innerer Thermostat schlagartig auf sagen wir einmal „Hochsommer“ eingestellt. Nun gut, die Kleider vom Leibe zu reissen, liegt jetzt nicht drin und du greifst zu einem Glas Wasser. Abends beim Kochen merkst du plötzlich deine Glieder, es tut hier oder dort weh in deinem Bewegungsapparat und du hast das Gefühl, als ob Schmerzen und teils sogar Steifigkeit „wandern“. Langsam, aber sicher fragst du dich, ob du dir einen grippalen Infekt eingefangen hast. Spannenderweise geht alles erneut vorbei. Eine kurze Zeitspanne später realisierst du morgens oder irgendwann mitten in einem Gespräch, dass du ohne ersichtlichen Grund „nah am Wasser gebaut bist“, dein emotionales System schwappt sprichwörtlich über und das Gefühl von „alles ist für die Katz und du bist nichts wert“ taucht aus „heiterem Himmel“ in deinem emotionalen System auf. Wohlverstanden kurz darauf bist du wieder in deiner gewohnten Tagesstimmung und am selben Tag platzt dir beim Einkaufen „sprichwörtlich der Kragen“ und du reagierst übertrieben gereizt auf eine Situation, wo du normalerweise von deinem Gemüt her entspannt bleiben würdest. Na, bist du schon der Ursache auf die Spur gekommen?
Zwei, drei kleine Episoden aus meinem Leben: Ich bin seit 32 Jahren Brillenträgerin (kurzsichtig) und eines Abends in der Diskothek wirklich „Knall auf Fall“ konnte ich die Nachrichten auf meinem Handy nicht mehr lesen, alles andere sah ich ganz normal. Irgendwelche anderen Symptome, welche eine weitere differenzialdiagnostische Abklärung bedingt hätten, hatte ich schlichtweg nicht. An jenem Abend realisierte ich ups, die Flexibilität meiner Linse „war in die Jahre gekommen“. Es half auch nichts meine Arme so weit wie möglich auszustrecken, ich konnte die Message trotzdem nicht lesen – Willkommen „Altersweitsichtigkeit“. Zwei weitere Faktoren, welche mich aufhorchen liessen, war einerseits der massive Haarausfall, den ich plötzlich hatte und dass sich mein „Nachteule Gen“ bis in die frühen Morgenstunden problemlos ausweiten liess. Moment, 48 Jahre alt, juheee die Menopause hatte an meine Lebenstüre geklopft…
Wortspielerei – Menopause und ihre Synonyme:
Darf ich vorstellen: Menopause auch als Klimakterium, Wechseljahre oder umgangssprachlich „Abänderung“ bekannt. Gut der Begriff Menopause ist umgangssprachlich am weitesten geläufig, auch wenn dieses Wort medizinisch eine andere Bedeutung hat, dazu später. Kommen wir mal zum Synonym „Abänderung“: Also, irgendwie hört sich dies für mich an, wie wenn ich zum Schneider gehen würde und der ändert dann mal so quasi meinen „Bauplan“ als Frau ab. Klimakterium: Ja, das liegt mir schon näher, denn je nach Frau spielt der innere Thermostat bezüglich der eigenen Körpertemperatur wirklich „verrückt“ und viele Frauen sind plötzlich „Liebhaberinnen“ von Klimageräten oder mögen die Winterzeit lieber als die heissen Sommermonate. Wechseljahre: Ja, ok das klingt sagen wir zumindest einmal von der Persönlichkeitsentwicklung her spannend. Es sind die Jahre, wo ein neues Lebenskapitel beginnt: Je nach Konstitutionstyp und teils auch genetischer Vererbung wird meine Persönlichkeitsstruktur und mein Körper einem Teil- oder Gesamtwechsel unterzogen. Vieles wird reflektiert und in Frage gestellt, neue Facetten der Persönlichkeit werden oder können gelebt werden, sei dies jetzt gewollt oder teils ungewollt infolge des wechselnden Hormonhaushaltes. Das Wort Menopause steht von der medizinischen Thermologie schlichtweg für das Ende der Menstruation dazu noch ausführlicher im Abschnitt „Zeitspanne Menopause – Die „Vier“ Phasen.
Bye bye Östrogen & Co. – Progesteron als erster im „Ruhestand“:
Dass Östrogene in den Wechseljahren eine entscheidende Rolle spielen, ist allgemein bekannt. Doch auch das Sexualhormon Progesteron übernimmt als Botenstoff wesentliche Funktionen im weiblichen Körper und steuert zahlreiche Prozesse. Ein Mangel an Progesteron kann sich daher durch eine Vielzahl von Symptomen bemerkbar machen. Besonders in den Wechseljahren sinkt die Konzentration dieses Hormons schneller erheblich. Trotzdem sind sich nur wenige Frauen der Bedeutung von Progesteron bewusst und dass dieser Hormonspiegel als erstes absinkt.
Stand Hormonkreislauf ab der Pubertät:
Doch drehen wir «das Rad der Zeit» einfach einmal zurück und starten in der Pubertät, dann wenn der Menstruationszyklus «voll in Fahrt» gekommen ist: Bezüglich unseres Zyklus sind die beiden Sexualhormone auf der einen Seite Gegenspieler und andererseits bedingen sie sich gegenseitig.
Wenn eine Eizelle unter dem Einfluss der hypothalamischen Hormone LH (lutenisierendes Hormon) und FSH (follikelstimmulierendes Hormon) Progesteron (med. Corpus-luteum-Hormon) heranreift gibt es einen Zeitpunkt, wo es zum sogenannten Eisprung kommt und die Eizelle aus dieser Follikelhülle entlassen wird. Die quasi übrig gebliebene «Hülle» wird umgangssprachlich «Gelbkörperhormon» genannt. Funktion dieses Progesterons ist unter anderem die Gebärmutterschleimhaut auf eine evtl. befruchtete Eizelle optimal vorzubereiten «quasi das Bett vorzubereiten (Dicke, Nährstoffe, Durchblutung etc.)». Wenn eine Eizelle nach dem Eisprung befruchtet wird, kann sie sich in der vorbereiteten Gebärmutterschleimhaut einnisten. Das Hormon Progesteron spielt eine zentrale Rolle in diesem Prozess, da es dafür sorgt, dass die Eizelle ausreichend versorgt wird. Bis zur zwölften Schwangerschaftswoche wächst der Gelbkörper weiter und produziert zunehmend Progesteron, um die Schwangerschaft zu unterstützen. Erst danach übernimmt die Plazenta diese Aufgabe, da sie nun in der Lage ist, selbst Progesteron zu produzieren, wodurch der Gelbkörper seine Funktion verliert und abstirbt.
Kommt es hingegen zu keiner Befruchtung der Eizelle, degeneriert der Gelbkörper unmittelbar nach dem Eisprung. Dies führt zu einem abrupten Abfall der Progesteronproduktion, woraufhin sich die Gebärmutterschleimhaut ablöst und die Menstruationsblutung einsetzt. Der sinkende Progesteronspiegel wird an das Gehirn zurückgemeldet, was den Hypothalamus dazu veranlasst, die Produktion von Östrogen zu initiieren und damit einen neuen Zyklus zu starten.
Dieser faszinierende Kreislauf der hormonellen Regulation unterstreicht die Komplexität und Präzision des weiblichen Fortpflanzungssystems. Die fein abgestimmte Balance der Hormone ermöglicht nicht nur die Vorbereitung und Erhaltung einer möglichen Schwangerschaft, sondern auch den regelmäßigen Neustart des Zyklus, wodurch die Möglichkeit einer Befruchtung in jedem neuen Zyklus wieder von vorn beginnt.
Menopause – «Player»-Progesteron ist nicht mehr im Spiel – Was sind die Auswirkungen?
Bis zum Einsetzen der Wechseljahre wirkt Progesteron unterstützend bei der Aufrechterhaltung einer Schwangerschaft oder dem Beenden des Menstruationszyklus. Deshalb wurde das Gelbkörperhormon lange Zeit nur als „Schwangerschaftshormon“ und „Menstruationshormon“ betrachtet. Mittlerweile konnten Wissenschaftler jedoch viele Körperfunktionen ausmachen, die durch den Progesteronspiegel deutlich beeinflusst werden. Hier ein kleiner Auszug:
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- Stimmung
- Schlaf
- Schmerz
- Blutdruck
- Wasser- und Salzhaushalt
- Knochenaufbau und –stabilisierung
- Stoffwechsel und Energiehaushalt
- Körpergewicht
- Immunsystem
Ich glaube, hier sagen zu dürfen für sehr vielen Frauen ist ein grosser Teil dieser Symptome bereits vertraut und sie kennen dies aus den Jahren ihres „normalen“ Menstruationszyklus. Ja klar, auch hier gibt es immer wieder Frauen, welche zeitlebens keine Symptomatiken während ihres Menstruationszyklus haben und diese „Erfolgsserie“ auch gleich mit in die Phasen der Menopause transportieren.
Übrigens unsere klassische westliche Medizin hat in den letzten über 30 Jahren immer den Fokus primär auf den Östrogenabfall gelegt, Progesteron war eher ein „Nebenspieler“. Die Wichtigkeit des primären Abfalls von Progesteron und vor allem die Nebenwirkungen sind im Therapieansatz erst in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus der modernen Hormonersatztherapie (HRT)geraten. Übrigens in der TCM (traditionelle chinesische Medizin) oder in der Ayurvedischen Medizin verläuft der natürliche Menstruationszyklus ohne Beschwerden, alles andere ist eine Dysfunktion des inneren Gleichgewichts des weiblichen Körpers. Mit dem gleichen Ansatz begegnen sie auch der Menopause…
Zeitspannen Menopause und ihre «vier» Phasen im Detail dazu im zweiten Teil dieser Blogserie.