Blogserie – Die Welt der Dunkelfeldmikroskopie mit Nicole Studler – Teil 3

"Faktencheck" Dunkelfeldmikroskopie - Plesomorphismus versus Monomorphismus

Was ist Pleomorphismus?

Der Pleomorphismus, auch bekannt als Vielgestaltigkeit der Mikroorganismen, beschreibt die Vorstellung, dass Mikroben keine starren, unveränderlichen Formen haben, sondern in der Lage sind, sich an ihre Umwelt anzupassen und verschiedene Stadien oder Formen anzunehmen. Diese Idee steht im Gegensatz zur monomorphen Sichtweise der klassischen Mikrobiologie, die davon ausgeht, dass Mikroorganismen feste, unveränderliche Formen aufweisen.

Was ist Monomorphismus?

Der Monomorphismus ist ein Konzept, das in der Mikrobiologie, insbesondere durch die Arbeiten von Louis Pasteur, an Bedeutung gewonnen hat. Pasteur stellte fest, dass Mikroorganismen, insbesondere Bakterien, in bestimmten Formen auftreten, die mit bestimmten Krankheiten assoziiert sind. Die Krankheiten hatten somit nach Pasteur ihren Ursprung ausserhalb des Körpers, durch die spezifischen Erreger, welche den Körper befielen.

Vertreter des Pleomorphismus – Prof. Dr. Günter Enderlein

Prof. Dr. Günter Enderlein stützte sich auf die Arbeiten von Forschern wie Antoine Béchamp und Claude Bernard und entwickelte die Pleomorphismus-Theorie weiter, wobei er den Organismus nicht als abgeschlossenes System, sondern als offenes, dynamisches System betrachtete. Nach Enderlein sind Mikroben ständig in der Lage, sich zu verwandeln und zu entwickeln, abhängig von ihrem Umfeld und dem inneren Milieu des Wirtsorganismus – „Die Mikrobe ist nichts, der Nährboden respektive das Milieu ist alles„. Im Kern steht die Annahme, dass Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze verschiedene Entwicklungsstadien durchlaufen können, angefangen von winzigen „Protiten“ bis hin zu komplexen, höher entwickelten Formen. Diese Protiten seien kleinste Eiweiße oder Proteinpartikel im Blut, die sich unter bestimmten Bedingungen zu pathogenen Formen wie Bakterien oder Pilzen entwickeln können.

Enderleins Theorie beruht dabei auf dem Konzept des „Endobionten“, einem symbiotischen Mikroorganismus, der im Blut und in den Geweben des Menschen vorkommt und sich je nach Milieu in verschiedene Formen entwickeln kann. In einem gesunden, basischen Milieu bleibt der Endobiont in einer harmlosen, sogar nützlichen Form bestehen. Sobald jedoch das Milieu sauer und ungünstig wird, verändert sich der Endobiont und entwickelt sich zu Formen, die Krankheiten verursachen können. Die Therapieansätze, die Enderlein entwickelte, zielten darauf ab, das innere Milieu des Körpers so zu verändern, dass der Endobiont seine pathogene Form zurück in eine harmlose Form transformieren kann. In der sogenannten isopathischen Therapie (Sanum Therapie) werden dabei spezielle Präparate verwendet, die dem Körper helfen sollen, sein Milieu zu verbessern und die Regulation der Mikroben zurück in einen symbiotischen Zustand zu lenken. Er war Herstellungsleiter der damals schon existierenden Firma Sanum in Berlin.

Der Pleomorphismus nach Enderlein steht damit in engem Zusammenhang mit der sogenannten „Milieutheorie“, die die Bedeutung des Körpermilieus für die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten hervorhebt. Enderlein argumentierte, dass Krankheiten nicht allein durch pathogene Keime verursacht werden, sondern vielmehr durch ein Ungleichgewicht im inneren Milieu, das die Transformation harmloser Mikroorganismen in krankmachende Formen begünstigt. Er sah in der Anpassungsfähigkeit und Wandelbarkeit der Mikroorganismen einen wichtigen Aspekt für die Prävention und Behandlung von Krankheiten. 

Enderleins Arbeiten führten später zur Entwicklung der Dunkelfeldmikroskopie, einer speziellen Mikroskopietechnik, die es ermöglicht, kleinste Strukturen im Blut sichtbar zu machen. Mit dieser Methode konnte er die verschiedenen Entwicklungsstadien der Mikroorganismen direkt beobachten und seine Hypothesen untermauern. Diese Technik wird in der alternativen Medizin bis heute verwendet, um das Milieu des Blutes zu analysieren und mögliche Imbalancen frühzeitig zu erkennen.

Insgesamt war Günther Enderlein ein Pionier, der durch seine Forschungen zur Pleomorphismus-Theorie die Sichtweise auf Mikroorganismen und deren Rolle im menschlichen Organismus revolutionierte. Seine Ansätze zur Milieutherapie und seine Entdeckungen im Bereich der Mikrobiologie und Hämatologie haben einen tiefen Einfluss auf alternative Behandlungsmethoden und regen bis heute zur Diskussion über die Komplexität mikrobieller Lebensformen und deren Bedeutung für die Gesundheit an.

Vertreter des  Monomorphismus – Louis Pasteur:

Pasteurs Forschung zur Fermentation und zur Krankheitserreger zeigte, dass bestimmte Bakterien immer wieder in derselben morphologischen Form auftreten, wenn sie Krankheiten verursachen. Dies führte zur Entwicklung der Keimtheorie, die die Grundlage für viele moderne medizinische Praktiken bildet. Die Erkenntnis, dass ein spezifischer Mikroorganismus für eine bestimmte Krankheit verantwortlich ist, war revolutionär und führte zu gezielten Ansätzen in der Diagnose und Behandlung von Krankheiten. 

Pasteur gilt neben Robert Koch als Begründer der schulmedizinischen Mikrobiologie.

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